1999: Zu erst Leihe und Leasing - nun der Kauf
Nach Oboe und Bassklarinette, befindet seit einigen Monaten ein weiteres - in Blaskapellen nicht alltägliches - Instrument im "Instrumentenpark" des Musikvereins. Die Rede ist vom "General" unter den Bassinstrumenten, nämlich vom Fagott. Durch die Entwicklung in der Blasmusikliteratur gehört dieses edle und zugleich tiefste Holzblasinstrument aufgrund seines ausdrucksstarken Charakters ("von lustig bis traurig") mittlerweile zur Standardbesetzung einer Kapelle, so auch beim Musikverein Rosswangen. In den verschiedenen Lagen seines Tonumfangs ergeben sich unterschiedliche Klangcharaktere dieses Instruments: Voll und dunkel in der Tiefe über anmutig in der Mittellage bis etwas gepresst und näselnd in den Höhenlagen.
Mit der Übergabe einer Spende von 1000 DM, die die beiden Direktoren Zanger und Maier beim Besuch der Weihnachtsfeier spontan zusagten, hat die Volksbank Balingen den Grundstock für die Anschaffung dieses ebenso teuren wie edlen Instruments gelegt. Der satte, fünfstellige Betrag, der aufzuwenden war, hat die Vereinskasse nahezu halbiert.
Bei der Spendenübergabe der Volksbank Balingen
an die Vorsitzenden der Musikvereine Rosswangen und Weilstetten zur Instrumentanschaffung
v.l.n.r.: Günter Wingert (Leiter Geschäftsstelle Weilstetten), Siegfried Schäfer, Dagmar Hillenbrand (Leiterin Geschäftsstelle Rosswangen), Jörg Kommer, Volksbankdirektor Klaus Maier
Doch nun wieder zurück zum Fagott. Es ist ein aus vier Holzteilen zusammengesetztes Doppelrohrinstrument mit einem nach unten führenden und einem parallel dazu aufsteigenden Rohrteil, das nicht nur den absteigenden Teil des Instruments, sondern auch den Kopf des Spielers überragt. In ausgelegtem Zustand erreicht das Fagott eine Länge von über 2,70 Meter.
Die Holzteile des Fagottes bestehen manchmal aus Ripppalisanderholz, zumeist aber aus Ahornholz, das mindestens 10 Jahre gelagert und getrocknet wird, im letzten Jahr sogar in einem 30 Grad warmen, klimatisierten Raum, um Spannungen im Holz abzubauen. Verwendet wird zumeist jugoslawisches Bergahornholz. Wie der Name schon sagt, wächst dieses Holz in einer bestimmten Höhe. Bedingt durch das härtere Klima in der Höhe der Bergregionen wächst das Holz langsamer und deswegen dichter. Das verwendete Holz gibt es in vielen Varianten, von ganz schlicht mit wenig Maserung bis hin zur reichhaltigen, einzigartigen Flammung bei "Prestige"-Instrumenten. Der Vorteil des Bergahornholzes gegenüber dem Ripppalisanderholz ist, dass es sehr dichtgewachsen und trotzdem leicht ist, damit das Instrument einschließlich seiner Mechanik letztendlich nicht zu schwer wird. Erst nach diesem aufwendigen Trocknungsprozess kann mit der eigentlichen Bearbeitung bzw. Herstellung begonnen werden. Die verschiedenen Holzteile werden gedreht und gefräst und schließlich die längsseitigen Löcher gebohrt. Der Innenteil der Röhren wird mit Kunststoff ausgegossen, weil beim Fagottspiel Kondenswasser entsteht, welches nach kurzer Zeit das Holz angreifen würde. Die Oberfläche wird durch abwechselndes Wässern und Schleifen geglättet und später gebeizt. Danach erhalten die Einzelteile einen aufwendigen Lacküberzug mit bis zu 13 Schichten.
Die Frage, wer das Fagott in der Kapelle spielen soll, war schnell geklärt. Mutig und engagiert stellte sich Jutta Butz dieser Herausforderung. Unterstützt durch Fagottunterricht schaffte sie bravourös und in kurzer Zeit den Umstieg auf das neue, bläserisch sehr anspruchsvolle Instrument. Einziger Wermutstropfen: Mit ihrem Wechsel zum Fagott ging der Kapelle eine ausgezeichnete Flötistin verloren.