Wiederanfang

Schon bald nach dem Umsturz berieten ehemalige Musikkameraden, ob der Verein wieder ins Leben gerufen werden sollte. Initiator und Motor war Franz Effinger, der schon 1937 zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde, doch bald darauf einrücken musste. Energisch und zielstrebig betrieb er die Wiederzulassung des Musikvereins. Man richtete an die französische Besatzungsbehörde eine Eingabe und bat um die Genehmigung, wieder Proben abhalten zu dürfen. Erst ein Jahr später wurde dieses Schreiben positiv beschieden. So lange warteten jedoch die Musikanten nicht. Schon im Jahre 1946 wurde unter der Leitung von Karl Merz fleißig geübt, so dass noch im selben Jahr Auftritte erfolgen konnten. Die Kapelle zählte damals 22 Aktive.

Die Musikkapelle 1948
Die Musikkapelle anlässlich der Kircheneinweihung am 24. Oktober 1948

von links nach rechts:
vordere Reihe: Johann Butz, Franz Effinger, Karl Merz, Ferdinand Butz, Alois Kambeitz, Eberhard Kraft
mittlere Reihe: Engelbert Effinger, Alois Weinmann, Paul Neher, August Schweizer, Fidel Weinmann, Eugen Seemann, Norbert Mattes
hintere Reihe: Heinz Benninghoff, Hans Kraft, Erich Witz, Otto Merz, Johann Schweizer, Franz Kraft, Ottmar Butz, Josef Hahn, Josef König


Die Kapelle trat in jenen Jahren recht häufig auf, verschönte nicht nur die Dorffeste, sondern wurde auch oft in die Nachbargemeinden gerufen, um dort gegen Entgelt Tagwachen, bei Umzügen, zur Nachmittagsunterhaltung bei Festen und zum Tanz zu spielen. Solche Veranstaltungen waren damals häufig, hatte man doch wegen des Krieges einen großen Nachholbedarf.

Das Probelokal war seit 1937 das Gasthaus zum Lamm. Dort fühlten sich die Musiker wohl. Der Lammwirt, der nebenbei eine Schnapsbrennerei betrieb, lud seine Musikanten des öfteren ein, den Neugebrannten zu probieren und zu begutachten, was diese sich nicht zweimal sagen ließen. So endete manche Probe frühzeitig, was aber nicht hieß, dass die Musikanten auch früh nach Hause kamen. Für besondere Fälle war im Lamm ein "Musikantenbett" bereitgestellt, das dem Vernehmen nach hin und wieder in Anspruch genommen wurde. Einmal sollen sechs Musikanten gleichzeitig darin genächtigt haben!

Hervorzuheben sind hier auch die alljährlichen Theateraufführungen zu Weihnachten, die zwar ein Stöhnen unter den Musikanten wegen der Doppelbelastung hervorriefen, aber jeweils volle Säle und beeindruckte Zuschauer brachten.

Zu dieser Zeit sollte auch die Fasnet in Rosswangen eingeführt werden. 1948 versuchte der Musikverein zum ersten Mal einen Faschingsumzug durch den Flecken zu veranstalten, doch das Dorfoberhaupt sperrte eigenhändig die Straße. Fastnacht war damals etwas Neues und vor allem die alten Leute wollten sie nicht im Dorf haben. Aber die Entwicklung konnte nur verzögert, nicht verhindert werden. Schon im Jahr darauf erfolgte ein neuer Anlauf, der diesmal glückte, und seither sind die Fastnachtsveranstaltungen ein fester Bestandteil im Jahresablauf des Musikvereins Rosswangen.

Das Jahr 1950 brachte am 8., 9. und 10. Juli das 25-jährige Jubiläum. Im Lammgarten war ein Zelt aufgebaut, und schon beim Festbankett ging es glanzvoll zu. Paul Uttenweiler wurde zum Ehrendirigenten ernannt. Der Sonntag brachte nach der zeitigen Tagwacht einen Festgottesdienst und daran anschließend die Totenehrung. Ein langer und sehenswerter Umzug aus 20 Vereinen bewegte sich durch das geschmückte Dorf zum Festzelt, wo den ganzen Nachmittag Kapellen spielten, Chöre sangen, und die vielen Gäste ihre Freude an dem wohlklingenden Konzert hatten. Die Musikanten ließen beachtliche Leistungen hören, wobei besonders die Rosswanger positiv auffielen. Der Abend klang aus mit Tanz und Unterhaltung.

Die Musikkapelle beim 25-jährigen Jubiläum 1950
Die Musikkapelle beim 25-jährigen Jubiläum 1950

von links nach rechts:
vordere Reihe: Anton Merz, Eugen Seemann, Paul Neher, Franz Kraft, Karl Merz, Karl Kraft, Fidel Weinmann, August Schweizer
mittlere Reihe: Johann Butz, Hans Kraft, Ottmar Butz, Josef Hahn, Franz Effinger, Karl Butz, Ewald Schweizer, Robert Kirschbaum
hintere Reihe: Josef Schell, Alois Weinmann, Erich Witz, Norbert Mattes, Ferdinand Butz, Alois Kambeitz


Am Montag rundete ein Kinderfest die Musiktage in Rosswangen mit einer "Vielvölkerschau" ab. Der finanzielle Gewinn mit rund 900 DM konnte sich sehen lassen. Schon acht Tage später stellte sich die Kapelle in Balingen einem Preisgericht. Mit der Ouvertüre "Frühlingseinzug" von Franz Maier erspielte man sich in der Unterstufe die Note "gut", womit sämtliche Mitwirkenden zufrieden waren. Ein Pokal als Ehrengabe erinnert heute noch an diesen Tag.

Im Jahr darauf wollten die Musikanten noch einmal wissen, wo sie leistungsmäßig standen und meldeten sich zum Preiswettspiel beim Kreismusikfest Rottweil in Böhringen an. Mit der Ouvertüre "Der Dorfkönig" von Steinbeck errang man am 10. Juni 1951 in der Mittelstufe ein "gut" und erhielt einen Pokal. Das war ein schöner Erfolg, zumal die Kapelle einige junge Musiker hatte, die noch nie vor einem Preisgericht gespielt hatten. Der nächste Test mit dem gleichen Stück brachte im selben Jahr beim Kreismusikfest in Starzeln dieselbe Note. Insgeheim hat mancher mehr erwartet. Der Schriftführer gab seiner Hoffnung Ausdruck, die Sicherheit der jungen Spieler möge im kommenden Jahr so gefestigt sein, dass ein noch besseres Ergebnis erreicht werden könnte. Doch dazu kam es nicht.

Dirigent Karl Merz legte im Jahre 1952 aus persönlichen Gründen sein Amt nieder. Die Leitung der Kapelle wurde seinem Stellvertreter Ferdinand Butz übertragen. Am 1. Mai 1952 wurde das Probelokal gewechselt. Nachdem der Lammwirt schon geraume Zeit krank war, fand man im Nebenzimmer des Gasthauses Adler eine neue Bleibe. Mit frischem Schwung ging der neue Dirigent ans Werk. Er wollte so schnell wie möglich mit einer guten Leistung aufwarten. Im Jahre 1953 stellte man sich am 21. Juni in Bitz in der Unterstufe der Kritik. Alle glaubten, mit der Ouvertüre "Im Neckartal" von W. Schneider überzeugend musiziert zu haben, aber es reichte doch nur zu einem "gut". Enttäuschung beim Dirigenten, Enttäuschung bei den Musikern! Trotzdem wurde die Flinte nicht ins Korn geworfen und weiter hart gearbeitet. Beim Preisspielen in Schömberg am 24. Juli 1955 erreichte die Kapelle mit dem "Dorfkönig" von Steinbeck einen "2. Rang" mit 91 Punkten.

Die Musikkapelle beim Festumzug
Der Musikverein beim Kinderfestumzug des Männergesangvereins im August 1955 mit Dirigent Ferdinand Butz

In diesem Jahr wurden die Mitglieder der Kapelle mit neuen Uniformen eingekleidet, welche die hiesige Firma Alois Weinmann lieferte. Eine Uniform mit Mütze kostete damals 163 DM. 140 DM musste jeder Musikant selbst aufbringen, 23 DM wurden durch eine Haussammlung und aus der Vereinskasse bezahlt. Mehr konnte der Verein nicht zuschießen. Die Haupteinnahmen waren damals Mitgliedsbeiträge, Spenden flossen selten, und die Zuwendung durch die Gemeinde betrug in jenen Jahren nur 50 DM jährlich.

Zum 1. Oktober 1955 kündigte der bisherige Dirigent Ferdinand Butz. Ersatz für ihn fand man in der Person des Fritz Lenges aus Balingen. Dieser war lange Jahre Militärmusiker gewesen und kam bei der Kapelle gleich an. Schon am 4. Oktober 1955 wurde der neue Dirigent fest verpflichtet und mit der Abhaltung von zwei Proben wöchentlich beauftragt. Ein Problem war nur noch, wie er jedes Mal von Balingen nach Rosswangen und wieder zurück kam.

Aber auch das konnte gelöst werden. Der Verein kaufte einen Lloyd-Kleinwagen und stellte ihm diesen zur Verfügung. In kleinen Raten konnte er das Fahrzeug vom Verein erwerben. Was man als Musikverein nicht alles tun muss! Aber die Investition hat sich gelohnt. Ein neuer Schwung ging durch die Kapelle, die Proben wurden wieder regelmäßig besucht.

Am 2. Juni 1957 fuhren die Musikanten nach Spaichingen, um mit dem neuen Dirigenten am Preisspiel teilzunehmen. Mit der "Spielmusik aus Schwaben" von H. Regner erreichte man in der Mittelstufe ein "gut" mit 100 Punkten. Zum ersten Mal war das Ergebnis dreistellig, der Aufwärtstrend sicht- und greifbar geworden. Im Herbst 1957 führte der Musikverein sein Herbstkonzert bei günstiger Witterung auf der Höhe des Scheibenbühls durch nach dem Motto:

Wollen euch künden, liebe Leut,
der Musikverein bläst heut
droben auf herbstlichen Höh'n,
dann klingt's im Dorf so schön.
Öffnet eure Ohren, eure Fensterlein,
wir musizieren für euch so fein!
Dirigent und jeder Mann
will zeigen, was er kann.
Ernt und Öhmd sind herin,
drum, Kapelle, zum fröhlichen Spiel beginn!

Diese Abwechslung hat gut gefallen und einer gelegentlichen Wiederholung sollte eigentlich nichts im Wege stehen. Im Juni 1959 war es wieder einmal soweit. Gut vorbereitet zog die Kapelle nach Dotternhausen, um mit dem Preisstück "Cäsar und Kleopatra" sich erneut beurteilen zu lassen. Doch was war das Ergebnis? Ganze 97 Punkte im "2. Rang"! Welch bittere Enttäuschung! Der Männergesangverein wartete zur Begrüßung am Dorfeingang. Doch die fiel aus, "weil alles etwas durcheinander war", berichtete der Schriftführer.

Präsident Weber vom deutschen Volksmusikverband, den der Musikverein Rosswangen danach ins Vereinslokal eingeladen hatte, sollte das angeschlagene Selbstbewusstsein der Musiker wieder stärken. Er lobte mit beredten Worten ihren hohen Idealismus, mit dem sie das Kulturgut der Volksmusik hegen. Er appellierte, den in der Kapelle herrschenden guten Geist weiter zu pflegen und der Volksmusik treu zu bleiben. Solchermaßen aufgemöbelt erspielte sich die Kapelle drei Wochen später mit demselben Stück in Vöhringen einen "1. Rang" mit 109 Punkten. Nun hing der Haussegen wieder gerade!

Welche Anforderungen an den einzelnen Musiker gestellt waren, mag stellvertretend für all die anderen Jahre, wo es ähnlich aussah, das Jahr 1959 aufzeigen: Insgesamt wurden damals 98 Proben abgehalten und die Kapelle spielte bei 23 Anlässen in der Öffentlichkeit. Das sind Zahlen, die für sich sprechen, und denen man nichts hinzufügen muss. Nur echte Idealisten sind zu solchen Taten fähig!

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