Von 1960 bis 1989
Das neue Jahrzehnt stand gleich zu Beginn unter einem guten Stern. Der Musikverein feierte vom 9. bis 11. Juli 1960 sein 35-jähriges Bestehen. Im Pfarrbrühl, wo heute die Schule steht, erstellte man ein Festzelt, in dem beim Festbankett mit den Kapellen Vöhringen, Balingen, Tieringen, Hausen, Weilen und dem hiesigen Gesangverein nicht nur gute Musik erklang, sondern auch Ehrungen vorgenommen wurden. Benedikt Kraft, Johann Butz (Fuhrmann), Melchior Butz, Alois Effinger, Josef Butz (Bäckermeister), Ernst Hahn (Bürgermeister), Richard Hahn, Josef Kraft (Landwirt), Alfons Klaiber, Anton Merz (Maurer) und Eugen Weinmann erhielten die Ehrennadel in Gold für 30-jährige passive Mitgliedschaft verliehen, dem aktiven Mitglied Johann Seeburger konnte die Ehrennadel in Gold an die Uniform geheftet werden.
Die Musikkapelle im Jahre 1960
von links nach rechts:
sitzend: Ottmar Butz, Fidel Weinmann, Anton Kraft, Norbert Mattes, Johann Seeburger
stehend: Egon Kraft, Karl Butz, Bernhard Seemann, Franz Weinmann, Josef Hahn, Franz Klaiber, Theo Kambeitz, Karl Butz, Hans Kraft, Dieter Kraft, Helmut Witz, Johann Weinmann, Eugen Seemann, Franz Kraft, Ferdinand Butz, Johann Butz
Landrat Römer als Vertreter des Kreises betonte, dass es gerade kleine Gemeinden seien, die unverzagt hohe Ideale pflegten. Das Ansehen der Gemeinde Rosswangen innerhalb des Kreises sei mit ein Verdienst des Musikvereins. Nach Wecken und Totenehrung sah der nächste Tag einen 17 Vereine zählenden Festzug, der vom Zinken her durch das festlich geschmückte Dorf zog, um sich vor dem Festzelt aufzulösen. Der Nachmittag brachte eine Fülle herrlicher Musikvorträge, die bis zum späten Abend dauerten. Tanz beschloss den singenden und klingenden Tag. Das Kinderfest unter dem Motto "Was wir einmal werden wollen" gefiel ebenfalls gut.
Mit dem Fest verabschiedete sich auch Dirigent Lenges vom Verein, da dieser nicht mehr in der Lage war, sein Gehalt zu bezahlen. Sein Weggang wurde allgemein bedauert, da er über profunde fachliche Kenntnisse verfügte und die Kapelle durch ihn ein höheres Niveau erlangt hatte. Als Nachfolger wurde der bisherige Stellvertreter Ottmar Butz gefunden, der, einstimmig gewählt, der Kapelle nun eine lange Reihe von Jahren musikalisch vorstehen sollte.
Ein Jahr später, 1961, musste bei der Generalversammlung der langjährige Vorsitzende Franz Effinger verabschiedet werden. Noch vor dem Krieg an die Spitze des Vereins gewählt, leitete er diesen 25 Jahre sicher und gut und umsteuerte manche gefahrvolle Klippe. Unermüdlich und selbstlos hatte er sich für den Musikverein eingesetzt und wurde von diesem für seine großen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Namens des Deutschen Volksmusikerbundes erhielt er aus der Hand des Kreisverbandsvorsitzenden Bäckert die silberne Ehrennadel verliehen. Als neuer Vorsitzender wurde von der Versammlung Josef Merz bestellt.
Neben dem Besuch der üblichen Feste in der näheren Umgebung wirkte die Kapelle in diesen Jahren auch bei der Einweihung des Kindergartens (6.12.1960), der Spar- und Darlehenskasse (23.7.1961) und bei der Verabschiedung von Bruder Josef König (16.10.1960) mit, der in die Mission nach Afrika ging.
Nicht unerwähnt soll auch sein, dass am 18. Juli 1961 im Auftrag des Musikvereins ein Schmalfilm von der Gemeinde Rosswangen gedreht wurde. Neben markanten Plätzen und Gebäuden des Dorfes, Kirche, Schule und Kindergarten, bannte man auch viele Einwohner bei ihrer täglichen Arbeit auf Zelluloid. Am späten Nachmittag wurde ein "Festzug" improvisiert und Musik-, Gesang- und Sportverein ebenso abgelichtet wie die Feuerwehr bei einer Löschübung. Ein "Filmball" im Gasthaus Adler rundete den Heimatfilm ab. Bei der mit Original-Tonaufnahmen unterlegten Aufführung staunte mancher Laiendarsteller über sein Schauspieltalent. Der Film konserviert einen Tag im Leben der Gemeinde und wird als solcher auch noch in Jahren von großem Wert sein. Er hält die Erinnerung wach an jene, die nicht mehr unter den Lebenden weilen.
Im Juli 1964 hielt der Musikverein am landschaftlich reizvoll gelegenen Föhrenbühl ein gelungenes Gartenfest ab. Zusammen mit dem Dennacher Musikverein und dem Gesangverein Rosswangen unterhielten Musikanten und Sänger die zahlreich Erschienenen mit frohen Weisen. Auf einer Tribüne, die mit einer vielfarbigen Lichterkette bekränzt war, konnte getanzt werden. Als besondere Attraktion wurde unsere Dorfkirche am Abend durch starke Scheinwerfer angestrahlt, so dass sie sich mit ihrem schönen Zwiebelturm eindrucksvoll gegen den Nachthimmel abhob. Am 20. September 1964 war die Einweihung des neu gebauten Schützenhauses in Rosswangen. Die Kapelle, die durch Jungmusikanten verstärkt war, konzertierte vor den Gästen.
Das Jahr 1965 brachte mit seiner Generalversammlung einen neuen 1. Vorsitzenden: Heinz Benninghoff. Mit ihm an der Spitze sollte ein ereignisreiches Jahr gemeistert werden. Zunächst standen Proben für den Auftritt in der Sendereihe "Mit Volksmusik ins Land hinaus" an. Mehrere Male fuhr die Kapelle nach Weilstetten zur Turnhalle, die wegen ihrer Akustik ein geeigneter Raum war. Hier fand am 6. Februar 1965 morgens um 6.15 Uhr die Aufnahme durch den Süddeutschen Rundfunk statt. Es klappte fast alles auf Anhieb, nur wenig musste wiederholt werden, trotz der vielen Neulinge in der Kapelle. Am 10. April 1965 schließlich war es soweit. Nicht nur die Aktiven, sondern wohl das ganze Dorf saß vor den Lautsprechern, um zu lauschen, was Albert Hofele über Rosswangen zu erzählen wusste, und wie die Kapelle über den Äther ankam. Und sie kam an! Die Musiker unter ihrem Dirigenten Ottmar Butz spielten ganz groß auf, und alle Zuhörer bestätigten, dass man mit dem Dargebotenen mehr als zufrieden sein konnte.
Die Musikkapelle beim 40-jährigen Jubiläum 1965
von links nach rechts:
sitzend: Norbert Mattes, Herbert Mattes, Hans-Jürgen Hahn, Theo Kambeitz, Heinz Benninghoff, Ottmar Butz, Heinrich Seeburger, Siegfried Dennenmoser, Bruno Kraft, Eugen Seemann
stehend: Franz Klaiber, Dieter Kraft, Karl Butz, Hans Schwienbacher, Johann Weinmann, Anton Kraft, Ewald Schweizer, Franz Kraft, Bernhard Seemann, Hans Kraft, Franz Kraft, Helmut Witz, Karl Butz
Die zweite große Aufgabe in diesem Jahr war die Abhaltung der 40-Jahrfeier. Zunächst kaufte man bei der Firma Müller, Geislingen, neue Uniformen, die zum Preis von 160 Mark hälftig von den Musikanten und vom Verein zu bezahlen waren. Es war ein erfreulicher Anblick für den Betrachter, als die Kapelle sich mit ihren blauen Uniformen mit Mützen einheitlich gekleidet vorstellte. Und erfreulich war auch die Bilanz des 3-tägigen Jubiläumsfestes, welches am 10., 11. und 12. Juli 1965 im Pfarrbrühl gefeiert wurde. Das Fest stand unter dem Motto:
"Musica, du edle Spenderin, erhebe, vereinige, tröste"
Beim Festbankett musizierte die Kapelle mit ihren zum Teil sehr jungen Musikanten herzerfrischend, was auf eine umfangreiche und gediegene Probenarbeit zurückzuführen war. Nach der Begrüßung durch den Ehrenvorsitzenden Effinger, der fünf der sieben Gründungsmitglieder, ganz besonders den seit 1930 in den USA lebenden und seinerzeit sich auf Urlaub befindlichen Alois Merz herzlich willkommen heißen konnte, ehrte Kreisverbandsvorsitzender Bäckert für 40-jährige Vereinszugehörigkeit die Mitglieder: Anton Merz, Josef Merz, Ernst Hahn, Benedikt Kraft, Johann Butz, Josef Butz, Robert Schweizer und Ferdinand Butz. Damit wurden sie gleichzeitig zu Ehrenmitgliedern ernannt. Ferdinand Butz erhielt zugleich die Nadel für 30-jährige aktive Mitgliedschaft. Als 30-jährige passive Mitglieder wurden August Schweizer und Josef Effinger geehrt.
Nach dem großen Wecken am 2. Tag holten die Musikanten aus Rosswangen die Patenkapelle Irndorf ab, mit der zusammen die Totenehrung, der Festgottesdienst und ein Platzkonzert abgehalten wurden. 14 Vereine beteiligten sich am nachmittäglichen Festzug. Kreisverbandsvorsitzender Bäckert hob hervor, die große Anzahl der anwesenden Vereine zeige, welcher Beliebtheit sich der Musikverein Rosswangen in der näheren und weiteren Umgebung erfreue. Nach zahlreichen Musikvorträgen, für die die Vereine reichen Beifall ernteten, endete der Tag mit einem großen bunten Abend und einer fröhlichen Tanzunterhaltung.
Das Kinderfest, das sich diesmal die "Zwölf Monate" zum Thema gestellt hatte, war ein würdiger Abschluss des Jubiläumsfestes. Dass das Fest auch ein finanzieller Erfolg war, sei nur am Rande erwähnt. Der Kassenstand wurde verdoppelt, und die Dirigentenbesoldung konnte daraufhin auf 200 Mark jährlich erhöht werden.
Die folgenden Jahre brachten wieder den Alltag ins Vereinsleben zurück: Teilnahme bei Festen der Nachbarvereine, Ständchen, Frühschoppen etc. Auch beim Turnier des hiesigen Sportvereins wirkte man mit, wo aber nicht nur mit den Instrumenten, sondern auch mit den Beinen zur Gaudi der Zuschauer gespielt wurde. Der Schützenverein lud zum Preisschießen mit einem gestifteten Wanderpokal ein, den der Musikverein mit hauchdünnem Vorsprung gewann.
Mittlerweile war die Kapelle auf 31 Aktive angewachsen mit einem durchschnittlichen Alter von 23 Jahren. Altmaterialsammlungen halfen mit, die unumgänglichen Neuanschaffungen von Instrumenten zu ermöglichen. Einen Aufschwung erlebten in diesen Jahren auch die Fastnachtsveranstaltungen. Namentlich zu Zeiten des Schulstreits, wo es genügend aktuelle Motive gab, erfreuten sich die Umzüge am Fasnachtsdienstag großer Beliebtheit bei gutem Niveau. Andererseits soll auch nicht verschwiegen werden, dass es der Musikkapelle im Zusammenhang mit dem Schulstreit verwehrt wurde, in der Kirche bei Gottesdiensten zu spielen, ein Verbot des Pfarrgemeinderates, das jedoch schon bald wieder aufgehoben werden musste.
Die Musikkapelle beim Fasnetsumzug 1968
Am 23. April 1968 fuhr die Kapelle erneut nach Weilstetten, wo der Aufnahmewagen des Süddeutschen Rundfunks stand, um in der großen Turnhalle wohlvorbereitete Musikstücke auf Band zu spielen. Am 6. August 1968 wurde dann der "Bürgermeistermarsch", der "Blumenwalzer", "Gruß vom Böhmerwald" und "Mein Heimatland" ausgestrahlt. Obwohl die Sendung schon vor 6.00 Uhr morgens zu hören war, dürften nicht nur die Aktiven ihr gelauscht haben. Nach langer, langer Zeit stellte man sich wieder einmal einem Wertungsgericht, und zwar waren es unsere Jungmusiker, die am 7. Juli 1968 in Margrethausen ihr Bestes gaben. Sie erspielten sich in der Gruppe "Mittelschwer" die Note "sehr gut-gut". Bravo!
Am 14. und 15. September 1968 feierte der Verein erneut ein Musikfest, diesmal ein kleines. Im Rundzelt der Aldinger Rosenbrauerei gestalteten die Kapellen aus Balingen, Hausen und Erzingen das Bankett, bei dem Kreisverbandsvorsitzender Bäckert für 40 Jahre Vereinstreue Josef Kraft, Karl Merz, Melchior Butz, Eugen Weinmann und Alfons Klaiber zu Ehrenmitgliedern ernannte. Außerdem hob er die besonderen Verdienste des Dirigenten Ottmar Butz für die Musikkapelle hervor. Am 2. Tag konzertierten die Vereine aus Dotternhausen, Habsthal, Weilstetten und Engstlatt, sowie die Gesangvereine aus Endingen, Weilstetten und Rosswangen. Trotz des fast unaufhörlichen Regens konnte das Fest als Erfolg verbucht werden. Am 18. Oktober 1968 durfte der Dorfältesten, Frau Müller, ein Ständchen zu ihrem 90. Geburtstag gebracht werden.
Nach 10 Jahren Pause rafften sich die Musikanten auf, um wieder einmal bei einem Wertungsspiel ihr Können unter Beweis zu stellen. Mit 28 Aktiven, davon 9 Jungmusikanten, denn so stark war die Kapelle mittlerweile geworden, stellte man sich am 8. Juni 1969 in Dotternhausen in der Mittelstufe den Preisrichtern. Ein "1. Rang" mit 112 Punkten wurde erreicht, und man war damit zufrieden. Monatelange Probenarbeiten hatten ihren positiven Niederschlag gefunden. Aber es sollte noch besser kommen. Fünf Wochen danach erspielte sich die Kapelle in Hechingen beim 11. Landesmusikfest am 13. Juli 1969 einen hervorragenden "1. Rang mit Auszeichnung" und 117 Punkten. Das war zugleich Tagesbestleistung in der Mittelstufe. Das Preisstück war "Premiere" von Hans Hartwig. Damit wurde die Kapelle und vor allem ihr Dirigent mit dem größten Erfolg des Musikvereins seit Bestehen belohnt. Ganz Rosswangen war stolz auf seine Musikanten.
Die örtlichen Vereine - Musik-, Gesang-, Sport- und Kolpingverein - durften am 1. Mai 1970 nach vielen Stunden harter Arbeit das in Eigenleistung umgebaute neue Vereinslokal offiziell in Besitz nehmen. Mit dem Neubau der Schule im Pfarrbrühl standen die alten Schulsäle leer. Die Wand zwischen den bisherigen Klassenzimmern wurde herausgebrochen und so ein großer Gemeindesaal geschaffen, der nicht nur für Probenarbeit, sondern auch für Veranstaltungen genügend Platz bot. Namentlich dem Musikverein war damit sehr geholfen, hatte das bisherige Probelokal im "Adler" mit seiner niedrigen Decke und somit schlechten Akustik nun endgültig ausgedient. Nachdem den Vereinen im neuen Lokal auch die Schankerlaubnis erteilt wurde, wirkte sich das bei jeder Veranstaltung finanziell positiv aus.
Im Jahre 1970 wurde zum erstenmal im Gemeindesaal eine Altenfeier abgehalten, die der Musikverein mit flotten Weisen umrahmte. Diese Feier findet bis heute alljährlich zur Freude der älteren Gemeindemitglieder statt. Die Generalversammlung brachte dann einen Wechsel in der Vereinsführung. Für den aus beruflichen Gründen fortgezogenen 1. Vorsitzenden Benninghoff wählte die Versammlung Ewald Schweizer. Wieder einmal in Geldnöten, setzte man den Jahresbeitrag für passive Mitglieder auf 10 DM fest. Der Verein musste schauen, wie und wo er zu Geld kam, hatte man in den letzten Jahren doch für über 12.000 DM Instrumente kaufen müssen. Die Kapelle war mittlerweile auf 42 Mann angewachsen, 33 Aktive und 9 Jungmusiker.
Lobend muss erwähnt werden, dass sich die Zuwendungen durch die Gemeindeverwaltung seit der Eingliederung nach Weilstetten und später nach Balingen von 100 DM auf 2.000 DM jährlich stark erhöht hatten. Nach 2-jähriger Pause stellten sich die Musiker am 13. Juni 1971 beim Kreismusikfest in Obernheim wieder den Wertungsrichtern. Außer einem verkrachten Ton des Vorstands ging alles gut, und mit einem "1. Rang" bei 114 Punkten war man mit sich und dem Preisgericht zufrieden. Das Preisstück "Lätitia" gereichte tatsächlich zur Freude.
Am 3. und 4. Juni 1972 hielt der Musikverein im Garten des Martin Butz zur Pflege der kameradschaftlichen Bande zwischen den Vereinen und zur Aufbesserung seiner Finanzen ein Gartenfest ab. Das Bankett wurde von den Kapellen Dotternhausen, Pfeffingen, Dormettingen und Weilen bestritten, das Nachmittagskonzert am darauffolgenden Tag fand mit den Musikvereinen Engstlatt, Weilstetten, Hausen, Erzingen und den Gesangvereinen Endingen und Weilstetten/Rosswangen statt. An beiden Tagen klang der Abend mit Tanz aus.
Der Musikverein wuchs ständig. Ende 1972 zählte er 15 Jungmusiker, die das Weiterbestehen des Vereins sichern sollten. Zu ihrer Ausbildung wurde ein Jugendleiter bestimmt. Es war dies Franz Kraft, Schmied. Im Dezember 1972 fand das erste Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein Weilstetten in der dortigen Turnhalle statt. Im Wechsel konzertierten die beiden Kapellen unter ihren Dirigenten Christian Herrmann und Ottmar Butz ganz nach dem Geschmack des Publikums. Ein gemeinsames Auftreten aller Musikanten war Höhepunkt des Programms, das von Hans Jetter feinsinnig angesagt wurde. Das zweite Konzert mit dem Musikverein Weilstetten erfolgte dann im April 1974 in der Turnhalle in Rosswangen. Auch dieses Programm war gut abgestimmt, so dass die zahlreich erschienenen Gäste voll auf ihre Kosten kamen.
Ein einschneidendes Ereignis im Jahre 1973 war, dass der gesamte Kassenbestand von 26.000 DM dem Kauf von Instrumenten und Uniformen zum Opfer fiel. Die Anschaffung war nötig geworden, weil die Kapelle durch die vielen Neuzugänge schon lange kein einheitliches Bild bei ihren Auftritten mehr bot. Die Anzüge wurden von der Firma Schmid, Metzingen, bezogen und kosteten 325 DM pro Stück. Erstmals mussten die Musikanten keinen Eigenanteil bezahlen, der Verein übernahm die vollen Kosten. Am 8. Juni 1974 stellte sich anlässlich des 5. Bundesmusikfestes in Ebingen die Kapelle erneut der Kritik eines Preisgerichtes, und zwar mit der "Ungarischen Fantasie Nr. 3" von Gustav Lotterer. Mit 114 Punkten in der Mittelstufe und einem "1. Rang" fand man sich in seinem Leistungsvermögen bestätigt.
Das Jahr 1975 stand ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums. Nach langen Vorbereitungen konnte am 20. Juni 1975 der Startschuss für das 4-tägige Fest erfolgen. Auf dem Festplatz an der Straße nach Endingen unterhielt die Bauernkapelle Trillfingen die Gäste beim Fassanstich bis zum frühen Morgen. Beim Festbankett am Samstag, bei dem die Stadtkapellen Balingen und Schömberg konzertierten, erfolgten zahlreiche Ehrungen, die Verbandsvorsitzender Bäckert vornahm. Für 40-jährige Vereinszugehörigkeit wurden Clemens Weinmann, Josef Effinger und August Schweizer mit einer Ehrenurkunde bedacht und gleichzeitig zu Ehrenmitgliedern ernannt. Für 50-jährige Vereinstreue erhielten Josef Butz, Johann Butz, Hieronymus Butz, Ferdinand Butz, Melchior Butz, Benedikt Kraft, Josef Merz, Reinhard Schweizer, Robert Schweizer und Karl Merz den Ehrenbrief in Gold. Danach spielte die Tanz- und Stimmungskapelle Ellhofen, die zu Gast in Rosswangen war, zum Tanz auf. Mit dem 6-Uhr-Wecken durch die Musikkapelle Rosswangen wurde das Fest am Sonntag fortgesetzt. Sehr gut besucht war das Frühschoppenkonzert, bei dem die Musikanten aus Bodelshausen und Ellhofen ansprechende Musik boten.
Die Musikkapelle im Jubiläumsjahr 1975
von links nach rechts:
sitzend: Ottmar Butz, Ewald Schweizer
vordere Reihe: Joachim Maß, Hansi Kraft, Roger Weinmann, Walter Kraft, Siegfried Schäfer, Georg Meßmer, Ulrich Weinmann, Oswald König, Berthold Seeburger, Theo Kambeitz, Hans Denkinger, Franz Klaiber
mittlere Reihe: Karl Butz, Franz Kraft, Heinrich Seeburger, Jürgen Butz, Dieter Kraft, Norbert Mattes, Fidel Weinmann, Wolfgang Kraft, Alois Dennenmoser, Eugen Seemann, Anton Kraft
hintere Reihe: Franz Kraft, Walter Hauser, Richard Jahnke, Karl Merz, Rudi Schmid, Hans Kraft, Bernhard Seemann, Franz Kraft, Albrecht Weinmann, Eberhard Klaiber, Josef Uttenweiler
auf dem Bild fehlen: Hans-Jürgen Hahn, Bruno Kraft, Franz Butz, Hermann Butz
Am Nachmittag führte ein Festzug mit 21 Kapellen durch die Straßen, der von einer Reitergruppe angeführt war. Über 3000 Besucher füllten das Zelt, in dem eine bunte Reihe von Musikvorträgen für Stimmung und Abwechslung sorgte. Am Abend hieß es Bühne frei für eine Jodel- und Trachtengruppe aus Hindelang. Die Besucher wurden durch echt bayerische Volksmusik erfreut. Mit der Trillfinger Bauernkapelle, die danach zum Tanz spielte, erlebten die Rosswanger einen gelungenen Abend, der nicht so schnell in Vergessenheit geriet. Den letzten Tag des Geburtstagsfestes bestritten die Kinder des Kindergartens, der Grundschule Rosswangen und erstmals auch der Schule Weilstetten. Mit ihren Darbietungen sorgten alle Mitwirkenden für einen gemütlichen Nachmittag. Der Abend klang aus mit Tanz. Erwähnt werden soll noch, dass der Kassenbestand nach der Ebbe der vergangenen Jahre sich erfreulich schnell angehoben hat und nun wieder fünfstellig geworden war.
Beim Festumzug des 50-jährigen Jubiläums im Jahre 1975
Anlässlich des 1. Verbandsmusikfestes in Schömberg am 30. Mai 1976 stellte sich die Kapelle auf ein neues den kritischen Ohren der Wertungsrichter. Mit dem Preisstück "Zürcher Panorama" von G. Lotterer erzielte man in der Mittelstufe einen "1. Rang mit Auszeichnung" (117 Punkte). Die Begeisterung der Musikanten war groß, ihr Stolz berechtigt. Der Dirigent sah, dass er mit seiner Kapelle den richtigen Weg beschritt.
In den späten 70er Jahren glänzte der Musikverein Rosswangen dadurch, dass er alljährlich zusammen mit dem Nachbarverein Weilstetten seine musikalisch hochstehenden Konzerte fortsetzte. Die Veranstaltungen, abwechselnd in den beiden Turnhallen abgehalten und jeweils durch eine Tombola aufgelockert, waren bei der Bevölkerung sehr beliebt. Namentlich die Rosswanger Musiker, durch ihre stattliche Anzahl schon rein optisch beeindruckend, zeigten ihr vielseitiges Repertoire und verstanden es, unterschiedliche Rhythmen und Themen meisterlich zu interpretieren. Der Dirigent und seine Musiker spielten sich in die Herzen der Zuhörer, die dankbar applaudierten.
In jenen Jahren wurde auch die Jugendarbeit intensiv betrieben, was durch gute Noten in der A-Prüfung sichtbar wurde. Franz Butz, von der Generalversammlung 1977 zum Jugendleiter gewählt, musste gleich sein Können unter Beweis stellen, indem er während einer längeren Krankheit seines Vaters die Kapelle stellvertretend dirigierte.
All die Jahre wurde auch den anderen Rosswanger Vereinen und Einrichtungen gegenüber Solidarität gezeigt, wenn es galt, deren Feste zu umrahmen. So spielte man dem Wanderverein mehrere Male beim Volksmarsch ein Frühschoppenkonzert, dem Schützenverein musizierte man anlässlich seines 10-jährigen Bestehens und auch die Bazars des Kindergartens wurden musikalisch bereichert.
Dass man selbst auch wieder einmal festen wollte, zeigte das am 27. und 28. August 1977 abgehaltene Gartenfest bei der Sparda und im benachbarten Garten des Hermann Kraft. Bei nicht allzu guter Witterung feierte die Kapelle mit ihren Nachbarvereinen aus Dotternhausen, Weilstetten und Erzingen. Vorstand Schweizer soll damals den allerdings vergeblichen Versuch unternommen haben, ein bereits leeres Bierfass anzustechen. Trotzdem ist kein Besucher verdurstet!
Bei der Generalversammlung 1978 standen Ehrungen an. Karl Merz erhielt für 50-jährige aktive Musikertätigkeit den Bundesehrenbrief, Wilhelm Schell für die gleiche Zeit als passives Mitglied den Ehrenbrief des Vereins verliehen, Bernhard Hahn wurde für 40-jährige passive Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied ernannt.
Am 28. November 1978 beteiligte sich eine Abordnung des Musikvereins Rosswangen an der Beisetzung seines früheren Dirigenten Fritz Lenges in Untergröningen. Der Verein ist ihm nicht nur zu Dank verpflichtet für seinen selbstlosen Einsatz, den er ihm während seiner 5-jährigen Tätigkeit als Dirigent zuteil werden ließ, sondern auch für drei Instrumente, die er ihm vererbte.
Ende der 70er Jahre gelang der Kapelle leistungsmäßig ein weiterer Schritt nach oben. Das zeigte sich beim Kreisverbandsmusikfest am 10. Juli 1979 in Dotternhausen, als sie zum erstenmal in der Oberstufe an einem Wertungsspiel teilnahm. Sowohl die "Artistenshow" von W. Löffler als Selbstwahlstück als auch die "Toccata in Swing" als schweres Pflichtstück meisterte das Orchester mit Bravour. Ein "1. Rang mit Auszeichnung" (116 Punkte) war das sichtbare Zeichen für die vielen Mühen und Anstrengungen, die alle auf sich genommen hatten. Dirigent und Musikanten hatten ihr Traumziel erreicht. Freude und berechtigter Stolz erfüllten sie.
Zum Abschluss des Jahrzehnts feierte der Musikverein vom 6. bis 9. Juli 1979 beim Tierpark ein 4-tägiges Sommerfest. Das Eröffnungsspiel am Freitagabend bestritten der Musikverein Zimmern und die Frommerner Dorfmusikanten. Am Samstagabend beim Festbankett mit den Kapellen aus Dormettingen und Ostdorf ehrte Kreisverbandsvorsitzender Rebstock zuerst den Dirigenten für seine 20-jährige Tätigkeit und verlieh ihm die Dirigentennadel in Gold. Er ließ nicht unerwähnt, dass der kürzlich errungene Erfolg der Kapelle wohl in erster Linie sein Verdienst sei. Weiter erhielten Karl Butz und Ewald Schweizer für 30-jährige aktive Musikertätigkeit die Bundesehrennadel in Gold. Für 30 Jahre passive Mitgliedschaft erhielten Karl Kraft, Sebastian Schwienbacher, Johann Seeburger, Eugen Uttenweiler, Josef Meßmer, Johann Mattes und Franz Kraft die Ehrennadel vom Vorsitzenden Ewald Schweizer überreicht. Am Sonntag bestritt der Musikverein Dotternhausen das Frühschoppenkonzert. Nachmittags zog ein aus 7 Vereinen gebildeter Festzug vom Zinken aus zum Festplatz. Am Montag klang das Fest mit Tanz aus.
Die bereits zur Tradition gewordenen Gemeinschaftskonzerte mit dem Musikverein Weilstetten wurden 1980 in Weilstetten und 1982 in Rosswangen fortgesetzt. Nach 8-maligem gemeinsamen Musizieren wollte man jedoch für Abwechslung sorgen und arrangierte sich 1981 mit dem Musikverein Engstlatt und 1983 mit dem Musikverein Frommern. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte sich daran, dass die Turnhalle jedes Mal viel zu klein war, um alle Besucher aufnehmen zu können. Mit ausgezeichneten Musikvorträgen aller beteiligten Kapellen wurden die Gäste reich beschenkt, die mit ehrlichem, von Herzen kommendem Beifall dankten.
Die Kapelle wuchs ständig. 7 Jungmusiker konnten 1980 in die Kapelle übernommen werden, 16 Zöglinge standen noch in Ausbildung. Sie wurden in 5 Gruppen von ihren Lehrmeistern, Aktiven des Vereins, in 216 Proben jährlich geschult. dass diese immense Jugendarbeit Früchte zeigte, sah man beim Wertungsspiel am 1. Juni 1980 in Schömberg, wo die Gruppe "Anfänger" die Note "gut-befriedigend", die Gruppe "Fortgeschrittene" ein "gut" erreichte. Im Jahr darauf wurden erneut musikbegeisterte Jugendliche angeworben, zum ersten Mal auch Mädchen. 23 Interessenten meldeten sich. Für den Unterricht wurde erstmals "Schulgeld" - 10 DM monatlich - erhoben.
Diese Maßnahme war nötig geworden, weil immer wieder Instrumente und Notenmaterial angeschafft werden mussten. Von 1970 bis 1984 wurden über 72.000 DM hierfür ausgegeben, eine Zahl, die man zweimal lesen muss. Solche Beträge kann ein Musikverein eines kleinen Dorfes nur aufbringen, wenn er alle sich bietenden Möglichkeiten zur Geldbeschaffung wahrnimmt. Die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für Passive auf 15 DM jährlich gehört ebenso dazu wie Altmaterialsammlungen und die Abhaltung von Gartenfesten, von denen eines am 12. und 13. September 1981, ein anderes am 4. und 5. September 1982 jeweils beim Pfarrhaus bzw. der Schulturnhalle stattfand. Beim ersten Fest wirkten die Heselwanger und Dossenheimer mit, beim zweiten waren es die Kapellen aus Frommern, Weilstetten und Erzingen.
Dass der Musikverein auch ohne Instrumente Pokale gewinnen kann, bewies er 1982, als er den von Oberbürgermeister Dr. Fleischmann gestifteten Wanderpokal für die stärkste ortsansässige Teilnehmergruppe beim Volksmarsch der Rosswanger Wanderfreunde zum dritten Mal errang und nun endgültig mit nach Hause nehmen durfte.
Außer feinen Ohren haben manche Musikanten auch ein gutes Auge und eine ruhige Hand. Mehrere Pokale des hiesigen Schützenvereins geben Zeugnis davon. Die Generalversammlungen verliefen jeweils in sachlicher Atmosphäre und guter Harmonie und brachten neue Ämter in die Vorstandschaft. Zur Entlastung des 1. Vorsitzenden beschloss die Versammlung 1983, einen Geschäftsführer zu bestellen, der die schriftlichen Arbeiten zu erledigen hatte. Zum zweiten wurde das Amt eines Jugendvertreters eingeführt; dieser soll die Interessen der vielen Jungmusikanten bei den Sitzungen vertreten. Die Gewählten haben Sitz und Stimme in der Vorstandschaft. Zufrieden zeigte sich auch jeweils der Dirigent, der guten Leistungswillen bescheinigen und manchem Musikanten für fleißigen Probenbesuch ein Geschenk überreichen konnte.
Dass solch gediegene Arbeit nicht unbelohnt blieb, sah man am 27. Juni 1982 in Geislingen. Anlässlich des 5. Kreismusikfestes im Zollernalbkreis nahm die Kapelle auf ein neues am Wertungsspiel teil. Nachdem das Wahlstück "Esprit" von Willi Löffler vorgetragen war, konnte man dem Beifall der zahlreichen Zuhörer entnehmen, dass alles gut gegangen war. Das Pflichtstück "Sinfonischer Prolog" von Willy Schneider lief dann fast von alleine. Groß war die Freude, als man das Ergebnis erfuhr; "1. Rang mit Auszeichnung" (118 Punkte). Das war das beste Ergebnis, das der Musikverein jemals erreicht hatte. Damit bewies er, dass die Note des vergangenen Wertungsspiels kein Zufallstreffer war. Die Rosswanger hatten sich einen festen Platz in der Oberstufe erspielt. Beglückt zogen die Musikanten nach Hause, um dort das gute Ergebnis gebührend zu feiern.
Harte Probenarbeit verlangt auch geselligen Ausgleich, das ist bekannt. Zu diesem Zweck veranstaltet der Musikverein jährlich Kameradschaftsabende und Ausflüge. In den 20er Jahren wanderte man auf die Balinger Berge oder zu Nachbarvereinen, ein Jahrzehnt später führten die Ausflüge schon weiter, z.B. an das Schwäbische Meer oder in den Schwarzwald. In den 50er und den darauffolgenden Jahren aber blieb man, angehaucht durch die Reiselust jener Zeit, meist 2 Tage unterwegs, hauptsächlich in der österreichischen Bergwelt.
Den bis dahin weitesten, längsten und wahrscheinlich schönsten Ausflug erlebten die Musikanten aber 1983, als sie durch Vermittlung der Dossenheimer 4 Tage nach Le Grau du Roi in Südfrankreich reisten. Dieser Aufenthalt, der vollgestopft war mit Besichtigungen, Empfängen, Rundfahrten, Weinproben - auch ein Stierkampf fehlte nicht -, entschädigte die Musikanten reichlich für Auftritte, die sie im dortigen Touristenstädtchen zu geben hatten. Noch heute schwärmen viele der Beteiligten von jenen herrlichen Tagen, nicht zuletzt vom guten und reichlichen französischen Essen und Trinken. Einer zweiten "Tour de France" stünde seitens der Rosswanger nichts im Wege, da sie nur die Fahrtkosten zu bezahlen hatten und dafür ein paar Tage - fast - wie Gott in Frankreich leben konnten.
Die Musikkapelle bei einem Konzert in Le Grau du Roi
In den Jahren 1983 und 1984 führte der Musikverein jeweils Kirbeveranstaltungen in der Turnhalle durch. Neben Musikvorträgen wurden die Besucher durch eine Theaterdarbietung des Volkstheaters Balingen, einen Hammellauf, Glücksspiele und anderes mehr unterhalten. Desgleichen umrahmte die Kapelle, die in den letzten Jahren beim Kindergarten abgehaltenen Kirchengemeindefeste musikalisch.
Nachdem der Sportverein seine Theatervorstellungen von der Weihnachts- in die Osterzeit verlegt hatte, stieß der Musikverein in diese Lücke. Bei den Weihnachtsfeiern 1983 und 1984 fanden Theateraufführungen statt. Damit knüpfte der Musikverein an eine lange Tradition an. Seit den Gründerjahren bis 1958 wurde von den Musikanten alljährlich an Weihnachten Theater gespielt. Meist waren es abendfüllende Stücke, zuerst ein ernstes, tragisches, und dann, wie im Protokollbuch vermerkt, "zur Aufheiterung der niedergeschlagenen Gemüter", ein Lustspiel. Bei der Bevölkerung fanden diese Abende guten Zuspruch. Nach dem Krieg wurde sogar auswärts gespielt.
Am 31. März 1984 gab der Musikverein Rosswangen in Wellendingen ein Gemeinschaftskonzert mit dem dortigen Musikverein, das am 7. April 1984 hier wiederholt wurde. Beide Veranstaltungen gelangen gut, und seit der Zeit besteht eine Freundschaft zwischen diesen Vereinen. Am 20. Mai 1984 erspielten sich die Jungmusikanten beim Kritikspiel in Binsdorf die Note "gut". Die ganze Kapelle feierte und begoss diesen Erfolg im Gasthaus Schwanen.
Im Herbst 1984 konnten alle Jungmusikanten in die Kapelle übernommen werden, die damit auf 58 Aktive angewachsen ist. Davon sind 33 über 18 Jahre alt, 25 sind darunter, das Durchschnittsalter liegt bei knapp 24 Jahren. Eine solch große Kapelle hat Rosswangen noch nie gehabt. Damit diese auch optisch gut ankommt, ließ man bei der Firma Schmid, Metzingen, neue Uniformen schneidern. Man wählte eine graue Halbtracht, die sehr gut kleidet und zum Preise von 452 DM geliefert wurde. Diesen Betrag bezahlte der Verein ganz, was ihn um Hab und Gut brachte. Aber er weiß Wege, wie er aus dieser finanziellen Talsohle wieder herauskommt.
Gut gerüstet konnte nun das 60-jährige Jubiläum gefeiert werden, das im Jahr 1985 im Mittelpunkt des Vereinsgeschehens stand. Eigens für diesen Anlass wurde ein Festbuch mit einer umfassenden Vereinschronik - illustriert mit Bildern aus der Vereinsgeschichte - von Manfred Keßler anhand der Protokollaufzeichnungen des Vereins zusammengestellt und geschrieben. Im weiteren haben eine intensive organisatorische Vorbereitung durch Vorstandschaft und Festausschuss dafür gesorgt, dass dieses Jubiläum vom Freitag 28. Juni bis Montag 1. Juli als weiterer Höhepunkt in die Vereinsgeschichte einging.
Bereits am Freitagspätnachmittag konnte man die Kapelle aus Ellhofen empfangen, die für zwei Tage zu Gast war. Nach dem Fassanstich um 20.00 Uhr durch Ortsvorsteher Gomringer unter der Mitwirkung der Stadtkapellen Schömberg und Geislingen sorgten die Ellhofener mit ihrer Stimmungskapelle für ausgezeichnete Tanz- und Unterhaltungsmusik und für einen glänzenden Festbeginn. Mit der Kapelle aus Ellhofen pflegt der Musikverein Rosswangen bereits seit dem Jahr 1974 freundschaftliche Kontakte. Am Samstag gedachte der Musikverein unter Beteiligung der örtlichen Bevölkerung in einer Feierstunde auf dem Friedhof der Toten. Die Kapelle präsentierte sich erstmals in ihrer neubeschafften Uniform und bot einen beeindruckenden Anblick bei diesem feierlichen Anlass.
Beim anschließenden Festakt im Festzelt neben dem Tierpark standen zahlreiche Ehrungen aktiver und passiver Mitglieder im Mittelpunkt. Dirigent Ottmar Butz wurde für besondere Verdienste an der Volksmusik vom Blasmusikverband Baden-Württemberg mit der Bundesfördermedaille in Silber ausgezeichnet. Die Mitglieder Karl Butz, Johann Butz, Alois Kambeitz, Robert Kirschbaum, Franz Klaiber, Anton Klaiber, Eberhard Kraft, Bartholomäus Kraft, Franz Kraft, Josef Kraft, Hans Dieter Kraft, Josef Schell, Alois Weinmann, Fidel Weinmann und Erich Witz wurden zu Ehrenmitgliedern des Musikvereins ernannt. Ein Tanzabend mit den Eldorados rundete diesen Festtag ab.
Nach einem Festgottesdienst und einem Frühschoppenkonzert am Sonntag mit den Musikkapellen aus Ellhofen und Wellendingen war der imposante Festumzug durch die Ortschaft mit über 20 Vereinen und das anschließende Nachmittagskonzert ein weiterer Höhepunkt bei diesem Jubiläumsfest. Zu einem musikalischen Leckerbissen wurden die Darbietungen der 84th US-Army-Band aus Stuttgart am Sonntagabend.
Am Montag hatten die Kinder des Kindergartens, der Grundschule Rosswangen und der Grund- und Hauptschule Weilstetten ihren großen Tag. Mit ihren farbenfrohen Spielen und Vorführungen sorgten sie vor großem Publikum für einen kurzweiligen Nachmittag. Mit spritziger Tanzunterhaltung der Frommerner Dorfmusikanten klang das Fest am Abend aus.
Der enorme Aufwand hat sich gelohnt, das Jubiläumsfest war zu einer rundum gelungenen Festveranstaltung geworden, nicht zuletzt auch wegen des finanziellen Erfolges. Den endgültigen Abschluss des Jubiläumsfestes bildete am 30.11.1985 ein Kameradschaftsabend der Musikanten und aller Festhelfer im Gemeindesaal. Ein Videofilm von Josef Schell als Nachlese zum 60er-Fest zeigte nochmals viele Festeindrücke, die manchem bei seinem Arbeitseinsatz während des Festes entgangen waren.
Die Musikkapelle im Mai 1986
von links nach rechts:
sitzende Reihe: Reiner Gern, Roland Gern, Claudio Capol, Carola Hahn geb. Denkinger, Jutta Koch geb. Becker, Beatrix Haile, Simone Denkinger, Melanie Klaiber, Marina Miller geb. Schwienbacher, Sabine Hausmann-Rodrigues da Costa, Daniel Grespan
1. stehende Reihe: Ottmar Butz, Heinz Kraft, Harald Uttenweiler, Alexander Capol, Manfred Kraft, Heinrich Seeburger, Klaus Hahn, Dieter Kraft, Martina Riede geb. Weinmann, Inge Weckenmann geb. Zimmermann, Klaus Weinmann, Elisabeth Neher, Ewald Schweizer
2. stehende Reihe: Karlheinz Butz, Franz Butz, Berthold Seeburger, Eberhard Klaiber, Oliver Kraft, Jürgen Schäfer, Guido Kraft, Siegfried Schäfer
3. stehende Reihe: Jürgen Butz, Achim Seemann, Bernhard Seemann, Jürgen Butz, Bernhard Butz, Thomas Butz, Severin Schweizer, Matthias Butz, Eberhard Butz
4. stehende Reihe: Albrecht Weinmann, Klaus Grunwald, Ingolf Kraft, Franz Kraft, Ralf Kraft, Bruno Kraft, Frank Zimmermann, Hans-Jürgen Hahn, Richard Jahnke, Hermann Butz
Doch der Erfolg des Jubiläumsfestes war für den Musikverein kein Grund, im weiteren die Hände in den Schoß zu legen. So gehört die Kirbeveranstaltung, die öffentliche Weihnachtsfeier und das Frühjahrskonzert (1986 mit Dotternhausen, 1987 mit Obernheim) zum festen jährlichen Veranstaltungsprogramm. Ebenso wirkt der Musikverein alljährlich in der Gemeinde am Fasnetsumzug, am Weißen Sonntag, beim Fronleichnamsfest, am Kirchengemeindefest, am Volkstrauertag, beim Altennachmittag und bei der Jahresschlussandacht mit. Daneben sorgen Geburtstagsständchen, Auftritte bei einheimischen Vereinen und benachbarten Musikkapellen für einen stets gut gefüllten Terminkalender der Musikanten.
Aber auch der gesellige Teil im Verein wird alljährlich mit einem unterhaltsamen Kameradschaftsabend, einer Familienwanderung am Vatertag in die nähere Umgebung und einem ein- oder zweitägigen Ausflug im Herbst gepflegt. So führten beispielsweise die Ausflüge 1985 nach Kühtai in die herrliche Tiroler Bergwelt und 1986 über Bad Tölz und Tegernsee zum Kloster Andechs ins Herzen Oberbayerns, wo sich die Musikanten bei einer Maß und einem kräftigen Vesper stärken konnten. Nur der Ausflug im Herbst 1987 war von Komplikationen begleitet und stand unter keinem guten Stern. Der Omnibus, der die Musiker nach Straßburg bringen sollte, kam erst mit einstündiger Verspätung. Bei der Fahrt durch den Schwarzwald war an einer Ampel in Schramberg die Ausflugsfahrt vorerst zu Ende. Trotz grünem Ampellicht ging es nicht mehr weiter, die Bremsen des Busses waren fest. Zu allem Überfluss setzte auch noch Regen ein. Nach langem Suchen konnte ein Wirt dazu bewegt werden, sein Lokal vor der Zeit zu öffnen. Dem Vernehmen nach sollen einige Musikanten - bereits äußerlich durchnässt - auch innerlich ihren Kummer ertränkt haben.
Nachdem die Vereinskasse durch die Uniformenbeschaffung arg schrumpfte und das Jubiläumsfest wieder eine erfreuliche finanzielle Erholung brachte, wurde zur weiteren Stabilisierung der Kassenlage bei der Generalversammlung 1986 der Beitrag auf 20 DM jährlich angehoben. dass der Verein nicht nur den bequemen Weg der Beitragserhöhung ging, um Finanzmittel zu beschaffen, sondern neben eigenen Veranstaltungen und Altpapiersammlungen auch andere sich bietende Gelegenheiten nützt, zeigt folgendes Beispiel: Am Freitagvormittag, 17.01.86, umrahmte der Musikverein in der Balinger Stadtkirche musikalisch den ökumenischen Gottesdienst der Bundesfachtagung des Markthandels. Für die Kirchenmusik, die anschließende Marschmusik zur Stadthalle und dem Platzkonzert beim Stehempfang konnte der Musikverein neben dem allseits großen Lob für die gebotene Musik auch ein ansehnliches Honorar entgegennehmen.
Außerdem wurde im November 1986 nach vielen Jahren wieder einmal der im Jahr 1961 im Auftrage des Musikvereins gedrehte Heimatfilm vorgeführt. Vorstand Ewald Schweizer konnte bei diesem Blick der Zuschauer in die Vergangenheit ein volles Haus begrüßen. Ein besonderer Dank des Vorstandes galt Dieter und Klara Stingel aus Tieringen, die neben dem Heimatfilm, den sie zwischenzeitlich auf Video aufnahmen, weil das alte Filmmaterial brüchig geworden war, auch noch Videoaufnahmen vom Jubiläumsfest 1985 zeigten.
Die Generalversammlung 1987 brachte außer der Übernahme des Amtes des Jugendleiters durch Jürgen Butz keine weiteren wesentlichen Änderungen in der Vorstandschaft. Eine besondere Auszeichnung wurde beim Frühjahrskonzert 1987 dem Ehrenvorstand Franz Effinger zuteil. Er konnte für besondere Verdienste an der Blasmusik vom Blasmusikerverband Baden-Württemberg die Fördermedaille in Gold entgegennehmen. Musikalische Höhepunkte in diesem Jahr waren das Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein Lyra Obernheim und das Jugendkritikspiel der Tenorhorngruppe in Dotternhausen, die in der Gruppe mittelschwer mit der Note "gut - sehr gut" abschnitt.
Erstmals nach dem Jubiläumsfest standen bei der Generalversammlung 1988 wieder Ehrungen für langjährige aktive und passive Vereinsmitgliedschaft auf der Tagesordnung. Hervorzuheben ist hierbei die Ernennung von Franz Kraft und Bernhard Seemann zu Ehrenmitglieder für 30-jährige aktive Mitgliedschaft.
Das Frühjahrskonzert 1988 wurde gemeinsam mit dem Musikverein Pfeffingen gestaltet. Der reichliche Beifall des Publikums bestätigte das musikalische Können der Kapelle, die gute Probenarbeit und die glückliche Hand des Dirigenten bei der Auswahl der Konzertstücke. Die Jungmusikanten ihrerseits stellten sich mit 16 Teilnehmern erfolgreich den Wertungsrichtern bei den Jugendmusiktagen in Heselwangen.
Am 13.08.1988 fuhr die Kapelle nach Schwäbisch Gmünd, um dem Gründungsmitglied und -vorstand Hieronymus Butz zum 90. Geburtstag, den er zwei Tage zuvor feiern konnte, im dortigen Altersheim ein Ständchen zu spielen. Sichtlich bewegt brachte Hieronymus Butz zum Ausdruck, dass er es nie zu Träumen gewagt hätte, dass aus den schwierigen und bescheidenen Anfängen des Gründungsjahres heraus einmal eine solch stattliche Kapelle erwachsen könnte. Eine interessante Stadtführung mit seinem Sohn, der dort Bürgermeister ist, und eine Einladung des Geburtstagsjubilars zu einem Vesper in einer Gaststätte sollte den Tag beenden. Doch der Zufall wollte es, dass die Kapelle noch jemandem an diesem Tag eine Freude bereiten konnte. In einer nahegelegenen Gaststätte fand zur gleichen Zeit eine Hochzeit statt. Die Kontaktfreudigkeit einiger Musikanten führte noch zu einem spontanen Hochzeitsständchen für das Brautpaar und zu einer Heimkehr spät nach Mitternacht.
Einen weiteren Höhepunkt im Vereinsjahr brachte der zweitägige Konzertausflug am 10. und 11. September 1988. Im Doppelstockbus ging die Fahrt über Salzburg, wo man die Gelegenheit zu einer geschichtlich interessanten Stadtbesichtigung nutzte, nach Haus bei Schladming. Der musikalischen Begrüßung durch den dortigen Musikverein schloss sich am Abend ein gemeinsames Konzert an, das bei der einheimischen Bevölkerung und den Urlaubern gut ankam. Das anschließende gemütliche Beisammensein dehnte sich bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages aus.
Zum konzertanten Glanzpunkt des Jahres wurde das Herbstkonzert in der Stadthalle am 5. November 1988 zusammen mit der Höchststufenkapelle des Musikvereins Balingen. Vor großem Publikum konnte die Musikkapelle Rosswangen mit einer guten Auswahl an Konzertstücken ihre Leistung unter Beweis stellen und viel Beifall und anerkennendes Lob ernten.
Insgesamt trat der Verein im Jahr 1988 29 mal öffentlich auf, beschaffte Instrumente für annähernd 7.000 DM, hatte 20 Jungmusikanten in Ausbildung und konnte die Mitgliederzahl auf 256, davon 53 Aktive, erhöhen. Neben den üblichen Veranstaltungen - Gemeinschaftskonzert mit Erzingen, Kirbeveranstaltung, öffentliche Weihnachtsfeier und einer Reihe von Festbesuchen bei benachbarten Musikvereinen - brachte das Jahr 1989 mit der Konzertreise nach Italien vom 24. - 26. Juni ein ebenso markantes wie erlebnisreiches Ereignis mit sich.
Nach einer langen Busfahrt über viele bekannte Stationen - Chur, Via-Mala-Schlucht, San Bernhardino Tunnel, Bellinzona, Lugano, Como, Mailand, Piacenza - wurde unsere Reisegesellschaft an der Autobahnausfahrt von einer Delegation des Gastvereines empfangen und zum Reiseziel Bondeno in der Provinz Emilia Romagna geleitet. Bereits am Abend stellte sich der Musikverein auf dem Rathausplatz bei lauem Sommerwetter mit einem zweistündigen Konzert der italienischen Bevölkerung vor. Reichlicher Beifall und Bravo-Rufe zeugten davon, dass die vielen Zuhörer von unserer Musikrichtung mit Märschen, Polkas und Ouvertüren begeistert waren. Im Anschluss daran konnten sich die Musiker auf dem zum Rummelplatz umgestalteten Marktplatz und in den angrenzenden Bars amüsieren, bis sie sich ermüdet im Massenquartier zu einem mehrstimmigen instrumentenlosen "Sägekonzert" einfanden. Die Gastgeber hatten nämlich eine Schule in Schlafsäle umfunktioniert und mit Feldbetten bestückt.
Eine deutschsprachige Führung durch das Kastell der nahegelegenen Bezirksstadt Ferrara brachte den Musikern am Sonntagvormittag die bewegte Geschichte dieser Stadt und der Region nahe, bevor die italienischen Musikfreunde in ihrer Ortschaft Scortichino die Rosswanger Gäste musikalisch zum gemeinsamen Mittagessen empfingen und dabei die Gastgeschenke der Vereine ausgetauscht wurden. Als bewährte Dolmetscher fungierten Sebastian Schwienbacher und Daniel Grespan.
Mit einer gemeinsamen Probe am Sonntagnachmittag im Grünen vor einem idyllisch gelegenen Kastell und einem Sternmarsch zum Marktplatz der Stadt Bondeno, steuerte man dem Höhepunkt der Reise zu, nämlich einem gemeinsamen Konzertauftritt mit allen Kapellen unter abwechselnder Leitung der Dirigenten, bevor ein grandioses Feuerwerk am mitternächtlichen Himmel den Tag beendete und die lange Rückreise am nächsten Vormittag bevorstand.
Platzkonzert beim Empfang im italienischen Scortichino
Bereits drei Monate später, am Samstag, 14. Oktober 1989, trafen die italienischen Musikfreunde aus Scortichino zum Gegenbesuch bei der Rosswanger Kirbe ein. Nach einer musikalischen Begrüßung, einem Stehempfang im Probelokal und der Quartiernahme in der Turnhalle, gaben die Gäste bereits am Abend eine erste Kostprobe ihres ausgezeichneten musikalischen Könnens. Die Kirbebesucher waren am Samstagabend von den italienischen Klängen und den Kompositionen von G. Verdi ebenso fasziniert wie am Sonntagnachmittag. Daneben hatten die Gäste einen Sänger mitgebracht, der ganz im Stile Carusos mit brillanter Stimme die Zuhörer mit vielen bekannten Melodien in seinen Bann zog und zu begeistern wusste.
Bei strahlend blauem Himmel zogen am Sonntagnachmittag in einem Sternmarsch die Kapelle aus Dossenheim, die ebenfalls zu Gast war, die italienischen Gäste und der hiesige Musikverein durch die Straßen Rosswangens, um sich schließlich vor dem Rathaus und Vereinslokal zu einem abwechselnden Platzkonzert vor vielen Zuschauern und Zuhörern einzufinden.
Mit einer Führung durch die Burg Hohenzollern konnten die Musikfreunde aus Scortichino auch eine der Sehenswürdigkeiten mit reicher geschichtlicher Vergangenheit in unserer Gegend kennen lernen. Mit dem gegenseitigen Wunsch, dass dies nicht die letzte Begegnung gewesen sein sollte, traten die italienischen Musikfreunde am Montagmorgen wieder ihre Heimreise an.
Am 4. November 1989 hatten die Musiker eine seltene aber um so ehrenvollere Aufgabe. Mit Marschmusik wurde das Ehrenmitglied Josef Kraft und seine Frau Resle zur goldenen Hochzeit in die Kirche begleitet und anschließend mit einem Ständchen beehrt.