2002: Rosswanger Musiker zu Gast beim Herbstkonzert des Musikvereins Balingen
Brillantes Herbstkonzert der Musikvereine Balingen und Rosswangen in der ausverkauften Stadthalle. Mit Blasmusik verbindet der "Otto-Normalbürger" in der Regel flotte Märsche und Polkas. Doch es geht auch ganz anders. Das demonstrierten am Samstagabend die Musikvereine Balingen und Rosswangen in der Balinger Stadthalle, nämlich Blasmusik auf höchstem Niveau. Das jährliche Herbstkonzert des MV Balingen ist etwas ganz Besonderes. Dies hat sich herumgesprochen. Bereits lange vor Beginn der Veranstaltung war auch der letzte freie Stuhl im Großen Saal besetzt.
Zurecht, wie sich bereits nach Erklingen der ersten Takte herausstellte. Gioacchino Rossinis "Barber of Seville" forderte den Musikern des Balinger Ensembles gleich eine ganze Menge ab. Die Opern-Ouvertüre aus dem 18. Jahrhundert strahlt viel Heiterkeit und Lebensfreude aus. Die Themen jagen sich geradezu - stets spritzig und lebendig. "Wir wollen zeigen, wie vielseitig Blasmusik sein kann", meinte dazu Elke Lang, die durch das Programm führte. Mit "Loch Ness" versetzen die Bläser ihr Publikum für einige Minuten in eine Traumwelt nach Schottland. Loch Ness - der sagenumwobene See in Schottland wurde kurzerhand musikalisch in die Stadthalle Balingen gezaubert. Die Tiefe des Sees, der Morgennebel, der Schatten, den das Schloss wirft, all das brachten die Musiker brillant zum Ausdruck. Sogar Dudelsack-Klänge wurden nachgeahmt. Mit dem typischen Bordun-Ton ließen die Blasmusiker schottische Traditionen aufleben. Auch das Wetter, mal stürmisch, mal regnerisch und dann wieder ruhig - für die Balinger Musiker zählte die Inszenierung dieser Naturschauspiele zum Repertoire.
Weg von Traditionen, hin zu futuristischen Gedanken ging das Programm mit "Futuro 2000". Neue Horizonte im neuen Jahrtausend, politische Diskussionen und ganz neue Freizeitmöglichkeiten (der Start einer Urlaubsrakete...) gaben auf musikalische Weise Stoff zum philosophieren.
Der Musikverein Rosswangen beim Konzert
Nicht minder begeisterte der Musikverein Rosswangen am Samstagabend. "Wir wollen Sie emotional bewegen", gab Moderator Klaus Hahn zu verstehen. Dies könne auf verschiedenste Weise geschehen. Gleich das erste Stück der Rosswanger Bläser wollte dann auch nicht Harmonie ausstrahlen. Vielmehr provozierende Klänge hallten bei "Symphonic Tune Of A Revolution" durch die Stadthalle. Wie der Name verrät, geht es um revolutionäre Töne. "Immer wenn die Obersten eines Staates ihren Bürgern zu wenig Freiheiten ließen, oder zu viele Steuern abverlangten, protestierten die Menschen in der Geschichte", erklärte Hahn. Und schmunzelte: "Insofern hat das Stück durchaus einen aktuellen Bezug." Keinen Anlass zum Protest hatten die Zuhörer: die symphonische Melodie über eine Revolution begeisterte. Irgendwie ebenfalls "revolutionär" gab sich das Ensemble bei "Rhapsodie Nr. 3". Eingeladen war zu einem Blasmusik-Konzert. Da verwundert es durchaus, wenn sich plötzlich der Orchestergraben aus der Versenkung hebt und ein Flügel zum Vorschein bringt.
Michaela Butz am Flügel
Wie gut sich diese Kombination verbinden lässt, sorgte für staunende Gesichter unter den Zuhörern. Das Stück diente bereits der Eiskunstläuferin Katharina Witt bei einer Kür. Rosswangens Dirigent Petro Hinterschuster habe persönliche Kontakte mit dem Komponisten Wolfgang Schumann, erläuterte Klaus Hahn. So kam das Ensemble zu diesem außergewöhnlichen Stück.
Ein furioses Finale läuteten die Musiker mit Andrew Lloyd Webbers "The Phantom of the Opera" ein. Der Musical-Klassiker traf den Geschmack der Besucher. Zumal er auf einem hohen Niveau vorgetragen wurde, womit der prächtige Gesamteindruck des Abends nochmals bestätigt worden ist.